Die Frage nach dem Hund
„Darf ich einen Hund?!“ Diese Frage haben alle Eltern schon einmal gehört und nicht wenige von ihnen sind erschaudert. Sahen sie doch vor ihrem geistigen Auge einsame Gassis mit dem vierbeinigen Liebling, während die Kinder längst das Interesse am Hund verloren haben.
Diese Schlüsselszene wirft ein erstes Licht auf die Frage, was ein Hund denn kostet. Antwort: vor allem Zeit, viel Zeit. Erst wenn der geneigte Tierfreund sich darüber im Klaren ist, dass das Leben mit einem Hund ein anderes sein wird, eines mit der kompromisslosen Verpflichtung für ein Lebewesen, kann begonnen werden, den finanziellen Rahmen einer Hundehaltung abzustecken.
Rassehund oder Mischling?
Es beginnt mit der Entscheidung für oder gegen einen Rassehund. Die edle reine Rasse gibt es meist nur beim Züchter und kostet ungleich mehr als ein Hund aus dem Tierheim. Während gefragte Rassehunde bis zu 4.000 Euro kosten können, ist ein Hund aus einem Tierheim oder einer Rettungsstation schon ab 250 Euro zu haben.
Diese erste Entscheidung hat neben persönlichen Präferenzen auch einen medizinischen Hintergrund: Mischlinge gelten als widerstandsfähiger, Rassehunde als anfälliger. Wer sich für eine modische, tendenziell überzüchtete Rasse entscheidet, wie zum Beispiel französische Bulldoggen, darf erst recht nicht am falschen Ende sparen.
Gesundheitskosten
Kosten für Operationen gehen selbst bei „Lappalien“ in die Tausende. Deshalb sollten Interessenten für einen Rassehund sich grundsätzlich den Stammbaum sowie aktuelle Röntgenbilder des Welpen zeigen lassen, anhand derer Frühschäden ausgeschlossen werden können. Züchter, die es damit nicht so genau nehmen, dafür aber den „Bully“ zu einem „unschlagbaren“ Preis anbieten, sollten besonders kritisch geprüft werden. Hunde mit einer schwachen Konstitution belasten den Geldbeutel langfristig am stärksten.
Gerade die Gesundheitspflege kann zu einem herausfordernden Kostenfaktor werden. Allergiebehandlungen (1.200 Euro), Kreuzbandriss (1.400 Euro), wiederkehrende Wurmkuren (ca. 80 Euro jährlich) sind nur wenige „Klassiker“ aus der Krankengeschichte von Hunden. Es sollten von Beginn an sinnvolle Versicherungspakete verglichen werden. Eine (freiwillige) Hundekrankenversicherung ist ebenso in Betracht zu ziehen wie eine reine OP-Versicherung.
OP-Kostenversicherung
Gerade eine reine OP-Kostenversicherung kann viel einsparen helfen: Am unteren Rand sind sie schon für Monatsprämien von 6 Euro abzuschließen. Faustregel: Je jünger und gesünder der Hund, desto niedriger die Prämien. Es kommt dabei immer darauf an, sehr genau zu schauen, was eigentlich alles mitversichert ist, und was nicht. Die meisten Hundekrankenversicherungen inkludieren in der Vollschutz-Variante je nach Struktur alles von Medikamenten bis zu stationären Aufenthalten nebst Operation. Kosten: ab ca. 16 Euro monatlich.
Hundehalterhaftpflicht
In vielen Bundesländern ist eine Hundehalterhaftpflicht eine Pflichtversicherung, in einigen hängt es von der Rasse ab, aber empfohlen wird sie überall. Denn richtet Waldi einen Schaden an, ist der Hundehalter auf jeden Fall in der Pflicht. Einige Versicherer bieten die OP-Versicherung als Paket mit einer Hundehaftpflichtversicherung an, die zwischen 30 und 130 Euro im Jahr zu haben ist. Bei der GEV wird die Hundehalterhaftpflicht auch als Ergänzung zur Privathaftpflichtversicherung angeboten.
Hundesteuer
Jetzt muss nur noch an die Hundesteuer gedacht werden und schon kann es losgehen mit den eigentlichen Anschaffungen für ein glückliches Hundeleben. Die Hundesteuer ist bundesweit uneinheitlich und beginnt am unteren Rand in einzelnen ländlichen Gemeinden bei 24 Euro im Jahr und liegt in Großstädten wie München oder Berlin zwischen 100 und 120 Euro. Weiterhin ist sie gestaffelt nach Anzahl der Hunde. Eine Befreiung von der Hundesteuer ist immer dann möglich, wenn der Hund sich zum Beispiel als Blinden- oder Wachhund nützlich macht, oder die Halter aufgrund geringen Einkommens befreit sind. In einigen Bundesländern ist zudem das Chippen Pflicht: Für 50 Euro kann der Hund per Transponder seinem Impfpass und seinem Besitzer zugeordnet werden.
Leinen, Halsbänder, Körbchen
Nicht befreit sind Hundehalter jedweder Couleur von den ersten Grundanschaffungen: Halsbänder, Leinen, Körbchen, Decken, Fressnäpfe, Zeckenzange, Maulkorb. Für 100 bis 150 Euro bekommt „Waldi“ sein vernünftiges Starterset. Nach oben hin gibt es wie immer keine Grenzen. Bei Welpen fallen zudem noch die nötigen Impfungen an, die alle im Impfpass festgehalten werden und zu Beginn im Jahres-Rhythmus aufgefrischt werden. Für diese prophylaktischen Maßnahmen berechnen Tierärzte bei ansonsten gesunden Tieren zwischen 50 und 100 Euro im Jahr.
Allerdings sollte vorab sehr genau geschaut werden, welche Impfungen wirklich sinnvoll sind. Nicht selten verursachen „Überimpfungen“, zum Beispiel gegen Zecken, noch mehr Folgekrankheiten wie z.B. Allergien und Nervenerkrankungen, als sie Schaden vom Hund abwenden. Eine Zeckenpinzette aus rostfreiem Edelstahl tut es notfalls auch und kostet 15 Euro.
Schulbank
Und damit sich der neue Mittelpunkt der Familie auch anständig benimmt, ist zum Besuch einer Hundeschule zu raten. Hier lernen die Tiere nicht nur Sitz und Platz, sondern bekommen auch die Chance, ein verträgliches Sozialverhalten in einer Gruppe zu üben. Die Kosten für eine Hundeschule schwanken zwischen 50 und 200 Euro im Monat. Für hartnäckige Racker können auch Einzelstunden dazugebucht werden, die dann ab 30 Euro kosten.
Futter
An der Futterfrage scheiden sich die Geister. Während das Gros der Halter, die gute, alte Dose und Trockenfutter bevorzugt, hat sich gerade in den vergangenen Jahren eine immer größere BARF-Gemeinde entwickelt. BARF steht für die Fütterung mit Frischfleisch, das zumeist tiefgefroren angeboten wird, entsprechend Folgekosten für die Tiefkühlung verursacht. Frischfleisch für Hunde, das in Großstädten sogar in der Biovariante erhältlich ist, kann den Geldbeutel strapazieren.
Große Hunde wie Retriever, Schäferhunde oder Berner Sennhunde kosten dann pro Monat nicht selten bis zu 200 Euro in der Fütterung. Kleinere und mittlere Rassen sind mit 30 bis 100 Euro für Futter dabei. Als Futter-Faustregel gilt: Pro Jahr kostet ein kleiner, gesunder Hund zwischen 350 und 400 Euro, ein großer bringt es schon mal auf 2.000 Euro.
Im Laufe eines Hundelebens summieren sich die Kosten bei einem gesunden Hund auf durchschnittlich mindestens 6.000 bis 8.000 Euro. Dimensionen wie diese treten allerdings sofort in den Hintergrund, wenn der Hund erst einmal da ist, Familienmitglied ist, mit seinem gewinnenden Wesen die Harmonie fördert und die Halter zwingt, sich wenigstens zweimal am Tag zu Spaziergängen aufzumachen. Die Frage „Darf ich einen Hund“ hat so unendlich viele Facetten wie es Hundecharaktere gibt. Sie sollte ehrlich beantwortet werden.