Der Hochwasserpass – die Risikoanalyse als erster Schritt zur Prävention
Vielen Eigenheimbesitzern ist nicht bewusst, dass ihr Haus in einem hochwassergefährdeten Gebiet liegt und wie unmittelbar die Gefahren von Starkregen, Grundhochwasser oder Rückstauschäden aus Ableitungsrohren für sie sein können. Die jüngere Vergangenheit hat erneut gezeigt, dass aus einem kleinen Rinnsal schnell eine reißende Sturzflut werden kann.
- Die kleine Eifelgemeinde Dudeldorf wurde im Frühsommer 2018 gleich zweimal innerhalb weniger Tage von Hochwasser heimgesucht, die den Ortskern nachhaltig verwüsteten. Gerechnet hatte damit niemand.
- Bereits im Sommer zuvor wurde Hannover von einem heftigen Unwetter mit Starkregen unter Wasser gesetzt. Straßen und Unterführungen waren überschwemmt, Bäume knickten um, Autos wurden demoliert. Bahnreisende strandeten im überfluteten Hauptbahnhof und fanden nur noch Zuflucht in Aufenthaltszügen.
- Ähnlich erging es Anwohnern im Kreis Limburg-Weilburg. Auch hier kam es innerhalb weniger Tage zu wiederholt heftigen Überschwemmungen – obwohl weder für diesen noch für andere Kreise eine akute Hochwassergefährdung bestand.
Der Hochwasserpass liefert eine genaue Standortrisikoanalyse, um solche verheerenden Ausmaße in Zukunft zu vermeiden. Diesen Pass erteilt das HochwasserKompetenzCentrum (HKC) in Köln (bzw. unabhängige Sachkundige), nachdem es die Immobilie analysiert und das Hochwasserrisiko festgestellt hat. Das Dokument gibt Immobilienbesitzern konkrete Handlungsempfehlungen zum Hochwasserschutz, um Hochwasser- und Starkregenschäden zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Der Pass wurde durch das HKC in Kooperation mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) entwickelt. Das Umweltbundesamt sieht darin ein mehrstufiges Konzept, welches sowohl die allgemeine Bevölkerung aber auch speziell Hausbesitzer für das Thema Klimawandel und Hochwassergefahren sensibilisieren soll.
Welche Aspekte untersucht die Hochwasserpass-Prüfung
Grundlage für die Analyse ist ein Fragebogen, der das Umfeld der jeweiligen Immobilie berücksichtigt. Dazu zählt beispielsweise eine Lage in der Nähe von Gewässern oder am Hang. Im Rahmen der Standortanalyse eines Gebäudes erhält der Immobilienbesitzer den Hochwasserpass mit sachkundiger Risikoeinschätzung zu:
- Lage der Immobilie
- Bausubstanz
- bereits durchgeführte bauliche Vorsorgemaßnahmen
- Historie zu vergangenen Hochwasserschäden
- Risiko von Kanalrückstau
Das Gefährdungsrisiko der jeweiligen Immobilie wird durch eine Farbskala wiedergegeben. Dabei steht Rot für eine große Gefährdung, Grün bedeutet, dass der Eigentümer bereits alle Schutzmaßnahmen unternommen hat, um das Haus gut vor Elementarschäden zu sichern.
Die Risikoeinschätzung durch den Hochwasserpass zeigt Ihnen als Hausbesitzer oder Verwalter von Wohneinheiten zudem auf, welche präventiven Maßnahmen sich zur Vermeidung von Hochwasserschäden anbieten. Neben dieser Vorsorgefunktion, kann der Hochwasserpass den Wert einer durchaus auch erhöhen. Sind mögliche Hochwassergefahren bekannt, wirken sich vom Verkäufer bereits ausgeführte Schutzvorrichtungen wertsteigernd aus.
So erhalten Sie den Hochwasserpass
Auf der Webseite des Kompetenz Centrums finden Sie den Selbstauskunft-Fragebogen, der die Basis für die Erstellung des Hochwasserpasses bildet. Unter dem Menüpunkt "Wer kann mir helfen" sind Experten aufgeführt, die Sie nicht nur im Schadensfall, sondern bereits bei der sachkundigen Schadensprävention aktiv unterstützen.
Experten überprüfen die Fragebögen auf ihre Plausibilität. Sie kommen auf Wunsch aber auch zur Beratung über passende Schutzmaßnahmen, wie Rücklaufventile, ins Haus. Im Anschluss wird der Hochwasserpass ausgestellt.
Als Pflichtdokument ist der Hochwasserpass bisher noch nicht vorgesehen. Eine Sensibilisierung für das Gefahrenthema durch den Pass ist, besonders durch die dramatische Zunahme von Starkregen- und Überschwemmungen, jedoch von großer Bedeutung.
Beeinflusst der Hochwasserpass die Versicherungen?
Wohngebäudeversicherungen teilen Deutschland in Gefahrenzonen ein. Die Prämie resultiert unter anderem daraus, wie hoch bestimmte Risiken von den Versicherern eingestuft werden. Ein Hochwasserpass bedeutet nicht, dass die Risiken gesenkt sind, sondern nur, dass dem Hausbesitzer die Risiken bekannt sind.
Als Schutz vor Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen sollte eine Elementarschadenversicherung als zusätzliches Modul zu einer Wohngebäude- und Hausratversicherung abgeschlossen werden. Eine Elementarversicherung sichert Risiken von Naturgewalten ab. Dazu gehören Starkregen, Überschwemmungen oder Erdbeben und andere Schäden, die durch Naturkatastrophen entstehen. Nicht abgesichert werden kann jedoch Grundhochwasser. Hierfür gibt es keinen Versicherungsschutz.
Mit einer in mehr als 125 Jahren erworbenen Expertise als Ihr Spezialversicherer für Immobilien, wissen wir welche Bedürfnisse und Erwartungen Sie als Immobilienbesitzer an eine Versicherung haben. Wir beraten Sie gerne zu diesem und anderen Themen rund um das Grundeigentum! Setzen Sie sich telefonisch oder via E-Mail mit uns in Verbindung. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Dieser Artikel ist Teil der Serie: Elementarschäden und Versicherungen:
- Teil 1 - Starkregen und Überschwemmungen - So schützen Sie sich richtig
- Teil 2 - Der Hochwasserpass – wie sicher ist Ihr Eigenheim?
- Teil 3 - Naturkatastrophen - welche Versicherung zahlt was