Was ist Hochwasser, was ist Überschwemmung?
Überschwemmung durch lokalen Starkregen und Hochwasser können jeden treffen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Hochwasser und Überschwemmung häufig synonym verwendet. Doch es gibt einen Unterschied: Von Hochwasser spricht man bei einem erhöhten, über dem normal liegenden Pegelstand von Flüssen, Bächen oder Seen. Er führt nicht zwangsläufig, aber sehr oft zu einer Überschwemmung des angrenzenden, normalerweise nicht mit Wasser bedeckten Landes.
Die Wissenschaft unterscheidet dabei zwischen Sommer- und Winterhochwasser. Hochwasser im Sommer tritt vor allem nach Starkregenfällen, häufig in Verbindung mit Gewittern, auf. Hier steigt innerhalb kurzer Zeit das Wasser an und fließt in großen Mengen ab. Das Winterhochwasser ist dagegen durch hohes Wasseraufkommen, verursacht durch Schneeschmelze und/oder kräftigen Niederschlägen, gekennzeichnet, das langsam ansteigt und abfällt.
Überschwemmungen können jedoch nicht nur – bedingt durch Hochwasser – entstehen, sondern immer öfters auch durch Überlastungen des Kanalnetzes, durch Starkregen und urbane Sturzfluten. Lokale extreme Niederschläge, ohne nennenswerte Vorwarnzeit, führen gerade im bebauten urbanen, d. h. städtischen Raum verstärkt zu hohen Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und gestalteter Natur. Sie machen inzwischen rund die Hälfte der Überflutungsschäden aus.
Warum kommt es (verstärkt) zu Hochwasser und Überschwemmungen?
Hochwasser und daraus resultierende Überschwemmungen hat es seit jeher gegeben. Sie sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufes und Folge meteorologischer Ereignisse, deren Auswirkungen jedoch durch verschiedene, meist vom Menschen gemachte Faktoren begünstigt und verstärkt werden. Nicht zuletzt zählen hierzu die zunehmende Siedlungsdichte, versiegelte Flächen, übersättigte Naturböden und Eingriffe in die natürlichen Fluss- und Bachläufe. Zu einer (Natur-) Katastrophe werden sie vor allem dann, wenn Menschen- und Tierleben sowie Sachwerte betroffen sind.
Ursachen für Hochwasser
Hochwasser und in der Folge Überschwemmungen entstehen in der Regel durch die Kombination mehrerer Faktoren:
- Starke, heftige Niederschläge und schnelle Schneeschmelze durch rasch einsetzendes Tauwetter
- Überbauung und Zerstörung von natürlichen Rückhalteräumen (Auen)
- Begradigung von Flüssen, Kanalisierung von Bächen
- direkter Abfluss von Niederschlägen in die Flüsse durch Flächenversiegelung der Böden
- Waldsterben (Waldflächen nehmen Niederschläge wie ein Schwamm auf)
- Klimawandel (häufige Perioden mit hohen Niederschlägen)
All diese Faktoren sorgen dafür, dass das Wasser nicht ablaufen oder vom Boden aufgenommen und versickern kann, sondern ungehindert in Orte, Straßen und Häuser vordringt und so immer mehr Gebiete der Gefahr durch Hochwasser ausgesetzt sind. Von den ursprünglich verfügbaren Hochwasser-Flächen sind noch gerade einmal 10 Prozent erhalten. Insofern sind zahlreiche Überschwemmungen "hausgemacht".
Steigender Grundwasserpegel
Doch auch abseits von Gewässern kann es zu Überflutungen kommen. Denn führt ein Fluss Hochwasser, steigt auch der Grundwasserpegel. Der gleiche Effekt entsteht bei lang anhaltenden Nässeperioden. Normalerweise versickern die Niederschläge im Boden und fließen über das Grundwasser durch Hohlräume unter der Erdoberfläche zum Fluss hin ab. Den gestiegenen Grundwasserpegel können Fluss und Uferbereich während eines Hochwassers aber nicht mehr aufnehmen. Das Grundwasser staut sich deshalb und sucht sich einen alternativen Weg: Es drängt durch das Kanalsystem nach oben und überflutet Straßen und Häuser. Man spricht von einem sogenannten Grundhochwasser.
Fehlende Abflussmöglichkeiten
Insbesondere im Sommer treten es immer häufiger und auch oft überraschend Starkregenfälle zusammen mit Gewittern auf. Ort und Zeitpunkt sind kaum vorhersehbar. Dann sind vor allem stark versiegelte Baugebiete, Gebäude in Gelände-Senken, Straßen ohne Wasserführung durch Bordsteine, Hauskeller und Tiefgaragen besonders für Überschwemmungen (urbane Sturzfluten) gefährdet. Es sind also nicht nur lang andauernde großflächige Dauerregen gefährlich, sondern auch kleinräumige, kurzzeitige und kräftige Starkniederschläge, die nicht durch das Entwässerungssystem schadlos aufgenommen und abgeleitet werden können.
Gibt es besonders gefährdete Gebiete?
Starkregenfälle können überall in Deutschland auftreten. Doch die lokale Lage differenziert das Risiko. Potenziell von Hochwasser betroffen sind natürlich vor allem Städte und Gemeinden, die in unmittelbarer Nähe zu Flüssen oder Bächen liegen. Stark gefährdet sind jedoch auch Gebiete in Senken und Tälern, wo das Wasser bei extremen Wetterereignissen keine Chance zum Abfließen hat. Am geringsten ist das Risiko auf Bergkuppen. Für Standorte in Ebenen gilt ein mittleres Risiko. Hier stehen laut des Naturgefahrenreports des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft mit 65,7 Prozent die überwiegende Mehrheit aller Gebäude. Starkgefährdet sind 11,8 Prozent der Gebäude. Für 22,5 Prozent der Häuser ist die Gefahr gering, doch auch hier können Schäden auftreten. Von 2002 bis 2017 entstanden durch Starkregen an 1,3 Millionen Wohngebäuden in Deutschland 6,7 Milliarden Euro Schäden. Am heftigsten betroffen war Sachsen mit 133 Schäden je 1.000 Gebäude, gefolgt von Berlin (131 von 1.000) und Bayern (88 von 1.000).
Ob Sie in einem gefährdeten Gebiet wohnen, erfahren Sie bei der Gemeinde oder den Wasserbehörden. Informationen finden Sie hierzu auch im Internet auf dem Hochwasserportal der Bundesländer oder Sie fragen Ihren Wohngebäude- und/oder Hausratversicherer.
Leben Sie in einem Hochwassergebiet, dann sollten Sie das Risiko ernstnehmen. Laden Sie sich am besten die UnwetterApp des Bundes NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) herunter und geben Ihre Heimatregion ein. Sie werden dann über alle Gefahren frühzeitig informiert.
Wie können Sie Ihr Haus schützen?
Wohnen Sie in einem von Hochwasser betroffenem Gebiet, sind Sie nach dem Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes (§ 72 ff) verpflichtet, vorsorgende Schutz- und Schadenminderungsmaßnahmen zu ergreifen. Wer neu baut, sollte gleich Schutzmaßnahmen gegen Überschwemmung direkt einplanen. Das sind zum Beispiel Einfassungen durch Aufkantungen, Schwellen oder Geländeprofilierungen, aber auch der Einbau wasserdichter Türen und Fenster. Wichtig auch für die bauliche Planung:
- keine Gebäudetechnik im Keller installieren
- wasserunempfindlichen Baustoffen in Keller und Erdgeschoss verwenden
- gefährliche Stoffe außerhalb des Hauses lagern
- keine Wertgegenstände oder teures Mobiliar im Keller aufbewahren
Abflussmöglichkeit für Wasser
Wasser muss seinen Weg in den Boden finden. Daher gilt es, möglichst auf Bodenversiegelungen zu verzichten. Vielmehr sollten Befestigungen auf dem Grundstück, Einfahrten, Stellplätze und Wege wasserdurchlässig gestaltet sein und dem Wasser Versickerungsmöglichkeiten bieten. Mehr Informationen hierzu lesen Sie auch in unseren Ratgebern Entwässerung von Haus- und Grundstück sowie Wenn Wasser das Nachbargrundstück flutet .
Rückstausicherung
Zu einem sogenannten Rückstau kommt es, wenn die Kanalisation, zum Beispiel durch Hochwasser, überlastet ist und das Abwasser nicht ablaufen kann. Das Abwasser drückt durch die mit dem Kanal verbundenen Grundleitungen und den angeschlossenen Sanitäreinrichtungen des Hauses zurück. Liegen die Dusche, Waschbecken oder Toilette, aber auch weitere Abläufe wie Waschküche oder Haustechnik unterhalb der Rückstauebene, müssen sie durch Rückstausicherungen gegen Austritt von Abwasser geschützt werden.
Am besten hilft hier eine automatische Hebeanlage. Sie pumpt das anfallende Abwasser über die Rückstauebene. Auch die einfacheren automatischen Rückstauklappen können in Räumen mit untergeordneter Nutzung ausreichen.
Wichtig: Öl- und Gastank sichern
Tritt Heizöl aus, entstehen in der Regel große Schäden auf dem eigenen Grundstück, aber auch auf benachbarten Flächen und Böden sowie am Grundwasser. Zu den größten Gefahren zählen hier:
- die Beschädigung des Tanks durch Wasserdruck und Treibgut
- der Eintritt von Wasser über Befüll, Entlüftungs- und sonstige Öffnungen
- das Aufschwimmen des Tanks
Welche Mindestschutzanforderungen es an Anlagen in Risikogebieten gibt, ist in der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) geregelt. Das Bundesumweltministerium hat zusammengestellt, worauf zu achten ist.
Welche Vorkehrungen können Sie darüber hinaus treffen?
Neben allen Schutzmaßnahmen für Haus und Grundstück sollten aber auch Sie selbst sich auf den Ernstfall vorbereiten. Wohnen Sie in einem von Hochwasser und Überschwemmungen bedrohten Gebiet, entwerfen Sie gemeinsam mit Ihren Nachbarn, mit Verwandten und Freunden einen Notfallplan. Denn wer höher wohnt oder in einem weniger gefährdeten Gebiet, kann Zuflucht bieten.
Planen Sie neben wichtigen Unterlagen und wertvollen Dingen vor allem auch, welche Personen bei Hochwassergefahr vorsorglich in Sicherheit gebracht werden müssen. Dazu gehören vor allem Kinder, Kranke, Senioren und Schwangere. Denken Sie auch an Ihre Haustiere, denn sie werden bei Hochwasser und Überschwemmung meist nicht gerettet.
Außerdem sollte man Wasser und Lebensmittel für eine Woche im Haus bevorraten. Das gilt auch für Medikamente und Tierfutter. Auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe finden Sie eine Liste für die wichtigsten Vorräte und die empfohlenen Mengen.
Verteilen Sie die Aufgaben und legen Sie fest, wer im Falle eines Falles für was verantwortlich ist. Je mehr unterstützen und mithelfen, desto besser wird die Rettung funktionieren.
Unser Tipp: Kopieren Sie alle wichtigen Unterlagen und deponieren sie bei Freunden, Verwandten oder in einem Bankschließfach. Oder lagern Sie die Unterlagen – möglichst wasserdicht verpackt – dort, wo sie schnell zur Hand sind. Hilfreich ist auch ein fertig gepackter Notfallrucksack, der wertvolle Zeit spart.
Wie kann man sich gegen Hochwasser und Überschwemmungen absichern?
Überschwemmungen und Hochwasser können jeden treffen. Doch nur rund 43 Prozent aller Gebäude in Deutschland sind vor den finanziellen Folgen durch Naturgefahren richtig geschützt. Das heißt: Bei einer Überschwemmung durch Starkregen oder Hochwasser gehen diese Hausbesitzer in der Regel leer aus.
Denn fälschlicherweise ist eine Vielzahl der Hauseigentümer überzeugt, dass sie durch ihre Wohngebäudeversicherung auch gegen Schäden durch Überschwemmungen und Hochwasser, Starkregen, Rückstau, Erdrutsch, Erdbeben oder Lawinen ausreichend abgesichert sind. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Denn die Gebäudeversicherung wie auch die Hausratversicherung deckt diese Risiken nicht ab.
Exkurs: Die Wohngebäudeversicherung übernimmt Schäden, die an einem Haus durch Feuer, Sturm, Hagel, Blitz und Leitungswasser verursacht werden. Die Hausratversicherung kommt für Schäden am Hausrat, also Möbel und Einrichtungsgegenstände, bei Feuer, Sturm, Hagel, Blitz, Leitungswasser und Einbruch auf.
Deshalb ist die Elementarschadenversicherung oder kurz Elementarversicherung heute die wichtigste Ergänzung zur Wohngebäude- und Hausratversicherung. Sie schützt vor den finanziellen Folgen von Naturkatastrophen und Elementarschäden, wie Überschwemmung durch Gewässer – daher wird sie oft auch als Hochwasserversicherung bezeichnet – als auch durch Starkregen und Rückstau. Versichert sind aber auch und Schneedruck sowie Erdrutsche und Erdbeben, die ebenfalls zu erheblichen Schäden führen können.
Die Elementarversicherung kann entweder separat oder als optionaler Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung bzw. zur Hausratversicherung abgeschlossen werden.
Welche Schäden ersetzt die Elementarschadenversicherung?
Der Elementarschutz in der Wohngebäudeversicherung übernimmt u. a. die Kosten für
- Reparaturen im und am Haus und an Nebengebäuden wie z. B. der Garage,
- die Trockenlegung und Sanierung des Gebäudes,
- den eventuellen Abriss des Gebäudes,
- die Konstruktion und den Bau eines gleichwertigen Hauses,
- eine alternative Unterkunft bzw. Mietausfälle, wenn das Haus unbewohnbar ist.
Der Elementarschutz in der Hausratversicherung sichert den kompletten Hausrat ab und
- übernimmt die Reparaturkosten für das gesamte beschädigte Inventar
- erstattet den Wiederbeschaffungspreis, wenn das Hab und Gut zerstört ist.
Was ist nach einem Schaden zu tun?
Ganz wichtig: Melden Sie Ihrer Versicherung den Schaden so schnell und so frühzeitig wie möglich, am besten noch bevor Sie einen Handwerker beauftragen. Damit die Versicherung sich ein Bild von dem Schaden machen kann, sollte er möglichst anhand von Fotos und Kaufbelegen dokumentiert werden. Dabei ist Folgendes zu beachten:
- Markieren oder fotografieren Sie den erreichten Wasserstand
- Halten Sie die Schäden möglichst gering, z. B. durch Abpumpen und Trocknen der betroffenen Bereiche, durch provisorisches Abdichten der Fenster etc.
- Machen Sie eine Grobaufnahme der Schäden und dokumentieren Sie sie nach Möglichkeit durch Fotos
- Entsorgen Sie zerstörte oder beschädigte Gegenstände erst nach Rücksprache mit dem Versicherer
Denken Sie daran, dass Sie als Versicherter selbstverständlich zur Schadenminderung verpflichtet sind. Daher sollten Sie solche Maßnahmen umgehend einleiten, ohne die Dokumentation zu vernachlässigen.
Weitere Informationen und Tipps
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hält im Internet auch „Wichtige Tipps für Verhalten bei Hochwasser“ bereit. Hier erhalten Sie auch wertvolle Hinweise, worauf Sie vor, während und nach einem Hochwasser achten sollten.