Mitunter schlagen eine Million Blitze pro Jahr ein
Wenn starke Sonneneinstrahlung Wasser verdunsten lässt und eine große Menge feuchtwarmer Luft aufsteigt, erhöht sich das Risiko für ein Gewitter. Gerade in den Monaten von April bis September ist die Zahl der Gewitter um circa ein Fünffaches höher als im Winter. Allein im Jahr 2023 schlugen deutschlandweit 316.000 Blitze ein; 2007 registrierten die Messstellen sogar mehr als eine Million Blitze, die hierzulande den Boden erreichten. Viele Einschläge verlaufen ohne Folgen, dennoch entstehen jährlich durch Blitze Schäden in Millionenhöhe. Das wirft einige Fragen auf: Was kann bei einem Gewitter passieren, wie schütze ich mich davor und wie bin ich bei Schäden ausreichend versichert?
Was kann bei einem Blitzschlag passieren?
Ein Gewitter ist immer wieder ein faszinierendes Naturspektakel. Wenn Donnergrollen zu hören ist und zuckende Blitze den pechschwarzen Himmel erhellen, ist das oft beeindruckend. Aber mitunter auch beängstigend. Denn bei einem Blitzeinschlag können sich bis zu 100 Millionen Volt entladen. Zum Vergleich: Durch eine Haushaltssteckdose fließen 230 Volt.
In den eigenen vier Wänden fühlen sich die meisten Menschen bei einem Unwetter mit Blitz und Donner sicher, in der Regel verfügen Häuser über einen Schutz in Form eines Blitzableiters, der den Strom außen am Haus in den Boden leitet.
Achtung: Für ein Blitzschutzsystem oder Blitzableiter am Haus ist der Eigentümer bzw. Hausbesitzer verantwortlich, der Einbau ist aber nicht verpflichtend oder vorgeschrieben (außer bei öffentlichen Gebäuden).
Doch trotz Schutzsystem kann die gewaltige Kraft des Stroms aus einem Blitz Häuser beschädigen: aufgeplatztes Mauerwerk, zerbrochene Dachziegel, herunterfallender Wandputz oder umgefallene Bäume, die aufs Haus stürzen, können die Folge sein. Und aufgrund der starken Hitzeentwicklung kann ein Blitz Feuer und Brände oder Seng- und Schmorschäden verursachen. Aber viel häufiger kommt es bei Blitzeinschlägen zu Überspannungsschäden.
Was sind Überspannungsschäden?
Wenn ein Blitz nicht direkt, sondern in näherer Umgebung (im Umkreis von bis zu drei Kilometern) in eine Strom- oder Telefonleitung einschlägt, kann es zur Überlastung des Stromnetzes kommen. Die gewaltige Spannung entlädt sich möglicherweise im Stromnetz, was wiederum dazu führen kann, dass sie ins Haus oder in die Wohnung geleitet wird und dort angeschlossene Elektrogeräte der hohen elektrischen Überlastung nicht standhalten. Sie werden irreparabel beschädigt. Im Fall von Überspannung spricht man von einem indirekten Blitzschlag.
Technische Geräte, die von Überspannungsschäden durch Blitz betroffen sind:
- Unterhaltungselektronik (Fernseher, Radio, Stereoanlage)
- Computer, Laptop (am Stromnetz angeschlossen), Drucker und Router
- Smarthome-Technologien
- Antennen- und Satellitenanlagen
- Telefone
- Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler, Kaffeemaschine
- Einbruch- und Brandmeldeanlagen
Stecker ziehen als Schutz vor Überspannungsschäden?
Bereits früh hat man gelernt, dass man bei einem Gewitter die Stecker der elektrischen Geräte aus der Steckdose ziehen sollte. Ein Mythos? Tatsächlich ist die Maßnahme durchaus immer noch empfehlenswert. Zwar ist der Blitzschutz heutzutage viel besser als früher und bietet neben dem Ableiten eines Einschlags außen am Haus auch Schutz vor Überspannung. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, ist gut beraten, die Netzstecker zu ziehen, wenn ein schweres Gewitter in unmittelbarer Nähe tobt und es durch einen Blitzeinschlag im Stromnetz zu einer kurzzeitigen Spannungserhöhung kommen kann. Und bei längerer Abwesenheit, also vor einem Urlaub, schadet es sicher nicht, die Geräte vom Netz zu nehmen.
Weitere Maßnahmen, die vor Überspannungsschäden schützen:
- Steckdosenleisten / Mehrfachsteckdosen mit Überspannungsschutz
- Überspannungsschutz am Hausanschluss, Verteilerkasten oder Sicherungskasten der Wohnung
Beim Kauf auf die Schutzwerte achten, oftmals ist der Überspannungsschutz nur auf 6.000 Ampere ausgelegt. Ein durchschnittlicher Blitz kann aber 20.000 Ampere ins Stromnetz schießen.
Was ist zu tun bei einem Kurzschluss?
Hat ein Blitzschlag durch Überspannung zu einem Kurzschluss geführt, sollten Sie zunächst sicherstellen, dass kein weiterer Schaden entstanden ist, etwa ein Brand- oder Schmorschaden. Danach können Sie versuchen, die Ursache für den Kurzschluss ausfindig zu machen. Ist ein Elektrogerät der Auslöser, sollte dieses vom Stromnetz genommen werden. Prüfen Sie den Sicherungskasten, möglicherweise lässt sich der Kurzschluss durch das Umlegen eines umgesprungenen und inaktiven Schalters wieder beheben. Ansonsten muss sich eine Fachperson den Schaden ansehen.
Verhalten im Schadensfall
Für eine Schadensmeldung und spätere Regulierung durch die Versicherung sollten Sie den Zeitpunkt eines Kurzschlusses und die Überspannungsschäden an Einrichtung und Hausrat schriftlich beziehungsweise mit Fotos dokumentieren. Defekte Geräte und verschmorte Leitungen sollten zwingend bis zur Begutachtung aufbewahrt werden.
Welche Versicherung kommt für Schäden nach einem Blitzeinschlag auf?
Wohngebäudeversicherung: Sie deckt Schäden durch Blitzeinschlag am Gebäude, Dach, der Bausubstanz sowie fest verbundener Sachen und Zubehör ab. Gegebenenfalls auch Folgeschäden, beispielsweise eindringendes Regenwasser durch das infolge eines Blitzschlags defekte Dach. Die Wohngebäudeversicherung ist für Hausbesitzer unverzichtbar.
Hausratversicherung: Kommt es bei einem Gewitter mit Blitzeinschlag zu Überspannungsschäden an elektrischen Geräten in der Wohnung bzw. im Haus oder auf dem Balkon sowie an beweglichen Einrichtungsgegenständen und persönlichen Besitztümern, reguliert die Hausratversicherung.
Faktencheck
Im Ratgeber der GEV finden Sie zudem einen Faktencheck zu Versicherungsmythen, unter anderem zu Wohngebäude- und Hausratversicherung.