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RATGEBER

Gesund wohnen: So steigern Sie die Wohngesundheit

Auf die Frage, was Wohngesundheit denn eigentlich ist, gibt es zwei Antworten. Die kurze Antwort: Wohngesundheit umfasst alles, was uns beim Wohnen nicht krank machen kann. Die längere Antwort: Wohngesundheit ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sich aus verschiedenen Teilgebieten zusammensetzt. Ein Ansatz, der sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit berücksichtigt.

Vater mit Kind auf dem Arm und roter Gießkanne umgeben von Zimmerpflanzen

So lässt es sich aushalten - und gesund wohnen: Zimmerpflanzen tragen zu einem wohngesunden Klima bei.

Bis zu 90 % unserer Zeit verbringen wir in geschlossenen Innenräumen. Die meiste davon in unseren eigenen vier Wänden. Digitale Remote Work und Homeoffice haben diesen Trend noch verstärkt. Umso entscheidender kommt es darauf an, unsere alltägliche Umgebung so gesund wie möglich zu gestalten. Das Sentinel Haus Institut (SHI) definiert Wohngesundheit zunächst als „einen Gebäudezustand, der durch Minimierung von gesundheitsschädlichen Einflüssen für die Gesundheit optimale Bedingungen schafft und damit beitragen kann, die Gesundheit möglichst zu erhalten.“

Raumluftqualität der Wohnumgebung

Was genau gesundes Wohnen beeinträchtigen kann, ist oft auf den ersten Blick nicht zu sehen. Beim Bauen, beim Renovieren, aber auch beim Einrichten mit Möbeln und Accessoires können Wohngifte in die Raumluft eindringen. Unzureichende Belüftung, Schimmelbildung und Schadstoffe wie Formaldehyd und andere flüchtige organische Verbindungen – etwa aus Farben oder Reinigungsmitteln – belasten die Atemluft im Inneren des Hauses. Die Luftqualität in Innenräumen spielt deshalb eine zentrale Rolle für die Wohngesundheit. Wohngifte werden als Aerosole über die Raumluft verbreitet und können zum Teil ernsthafte Krankheitsbilder verursachen.

Schadstoffe

  • Formaldehyd: Vorkommen in Holzwerkstoffen von minderer Qualität. Betroffen ist vor allem die Verklebung von Spanplatten. Bis heute ist Formaldehyd in Fertighäusern der 60er- und 70er-Jahre nachweisbar.
  • Asbest: In Fassadenplatten, Bodenbelägen, Klebstoffen für Bodenbeläge, aber auch in Spachtelmasse konnte Asbest in geringer Menge nachgewiesen werden.
  • Holzschutzmittel: PCP und Lindan sind hier die bekanntesten chemischen Wirkstoffe. Sie wurden in Holzschutzmitteln in den 70ern und 80ern auch in Innenräumen eingesetzt. Einzelne handelsübliche Markenprodukte sind in rechtlichen Auseinandersetzungen als toxisch eingestuft worden und haben Schadenersatzansprüche nach sich gezogen.
  • Parkettkleber: Der Wirkstoff PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) ist in Parkettklebern und Belagskleber unter Vinylböden nachweisbar.

Diese und andere chemische Verbindungen belasten das gesunde Wohnen zum Teil erheblich. Schleimhautreizungen, allergische Reaktionen, Müdigkeit, Erkrankungen der Atemwege, Verschlechterung des Immunsystems bis hin zu Krebserkrankungen können die Folgen mangelnder Wohngesundheit sein. Gerade bei Bestandsgebäuden lohnt sich deshalb ein präziserer Blick hinter die Kulissen, um Belastungen einzugrenzen und am besten auszuschließen.

Der Einfluss von Schimmel

Neben den industriell-chemischen Schadstoffgruppen beeinträchtigen biologische Schadstoffe gesundes Wohnen.  Schimmelbefall ist dabei die häufigste Quelle neben Hefepilzen, Bakterien oder Hausstaubmilben – Faktoren, die sich größtenteils mangelnder Hygiene schulden. Sowohl chemische Zusatzstoffe als auch die Schimmelbildung in Folge von Feuchtigkeit und ineffektiver Belüftung können Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen und sollten bei Kauf und Nutzung von Bestandsgebäuden mithilfe von Experten abgeklärt werden.

Wie kann man Schimmelbildung in Wohnräumen verhindern? Um die Luftqualität in Innenräumen zu verbessern, ist mit ein paar Faustregeln schon viel zu erreichen! Neben der richtigen Belüftung der Räume trägt auch das richtige Heizen zur Wohngesundheit bei! Beides wirkt der Schimmelbildung und damit bakteriellen Belastungen in Innenräumen entgegen. Der Faktor Mensch sorgt ebenfalls für Belastungen, vor allem durch verbrauchte Atemluft: Sauerstoff wird eingeatmet und Kohlendioxid ausgeatmet. Hinzu kommt Feuchtigkeit, die beim Kochen, Waschen oder Baden freigesetzt wird. Es empfiehlt sich daher grundsätzlich zu lüften, wenn Wasserdampf entsteht, denn auch dieser begünstigt Schimmelbildung.

Ein natürliches Hindernis für die regelmäßige und effektive Belüftung aller Wohn- und Nebenräume ist oft Zeitmangel. Hier sind Lüftungsanlagen eine Alternative. Sie sorgen für einen gleichmäßigen, gesunden Luftaustausch. Die Investition lohnt sich vor allem dann, wenn Fenster und Türen aus Sicherheitsgründen nicht dauerhaft geöffnet bleiben können oder Schadstoffe und Pollen gezielt aus der Raumluft gefiltert werden sollen. Lüftungsanlagen kosten je nach Ausführung zwischen 2.500 und 10.000 Euro. Kosten, die sich bei genauer Prüfung auch senken lassen: Wer etwa einen Altbau mit einer Lüftungsanlage nachrüsten möchte, kann dafür auch Fördergelder beantragen.

Richtig heizen

Unterstützt werden diese Maßnahmen zur Verbesserung der Raumluftqualität ebenfalls durch das richtige Heizen. Auch dadurch wird das Schimmelpilzrisiko eingedämmt. Während der Heizperiode sollte die Wohnraumtemperatur bei mindestens 17 Grad Celsius liegen. Wenig empfehlenswert dabei, die gesamte Wohnung mit nur einem einzigen Heizkörper zu wärmen. Ein häufiger Heizfehler besteht in signifikanten Temperaturunterschieden einzelner Räume: Bei dauerhaften Unterschieden von mindestens fünf Grad, ist immer darauf zu achten, die Türen jeweils verschlossen zu halten, weil sonst feuchte Luft aus einem Raum in kühlere Räume gelangen kann und so die Schimmelbildung begünstigt wird.  Grundsätzlich sollte man Räume nicht auskühlen lassen. Wer es dann noch vermeidet, Möbel vor Heizkörper zu stellen, erweist seiner Wohngesundheit einen großen Dienst.

Nachhaltiges Wohnen mit dem Naturbaustoff Holz

Bei Neubauten kann Wohngesundheit vom ersten Planungstag an ins Zentrum der Überlegungen gestellt werden. „Wohngesundes Bauen“, so das Schlagwort, bezieht sich vor allem auf die verwendeten Baustoffe und schlägt den Bogen zu verantwortungsvoller Nachhaltigkeit, indem klimaschonende Bauweisen und natürliche Baumaterialien eingesetzt werden. Hier ist an erster Stelle Holz als natürlicher Baustoff zu nennen. Gesundes Wohnen wird in Innenräumen idealerweise durch unbehandeltes Holz unterstützt. Vollholz nimmt durch die Poren in seiner Oberfläche Feuchtigkeit aus der Luft aus und fungiert als natürlicher Speicher. Sinkt die Luftfeuchte, gibt Holz sie wieder ab. Holz reguliert auf diese Weise das Raumklima.

Holz ist zudem ein natürlicher Wärmespeicher und trägt zu einer behaglichen Atmosphäre bei, auch durch seinen charakteristischen Duft. Als Baumaterial punktet Holz vor allem auch mit seiner Ökobilanz, da es im Vergleich zu Beton und Stahl u.a. deutlich weniger Primärenergie zu seiner Herstellung benötigt. Vorteile wie diese entfalten sich allerdings vor allem dann, wenn auf die o.g. chemischen Zusatzstoffe wie Holzschutzmittel oder bestimmte Lacke verzichtet wird und stattdessen naturbelassen gearbeitet wird.

Zu den weiteren Naturstoffen, die als Baumaterial die Wohngesundheit fördern, zählen u.a. Lehm, Stroh oder auch Ton. Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber zum Thema nachhaltige Baustoffe für das ökologische Bauen: Bautrend Green Construction.

Licht für gesundes Wohnen richtig einsetzen

So, wie manchem beim Thema Wohngesundheit immer wieder ein Licht aufgeht, ist Licht selbst ein nicht hoch genug einzuschätzender Faktor für gesundes Wohnen. Wer neu baut, sollte selbstverständlich darauf achten, dass das neue Zuhause mit ausreichend Tageslicht geflutet wird. Tageslicht als natürliche Beleuchtung zieht unsere innere Uhr auf, es fördert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit.

Der Mensch sollte täglich mindestens zwei Stunden helles, weißes Licht genießen, um seinen Vitamin-D-Speicher zu füllen. Zu wenig (Sonnen-)Licht verursacht Müdigkeit und Abgeschlagenheit, weil dadurch der Melatoninspiegel steigt: Der steigt besser in der Nacht. Das bedeutet im Umkehrschluss: Schlafräume müssen vollständig zu verdunkeln sein, um einen gesunden, erholsamen Schlaf zu gewährleisten. Dazu gehört auch, auf blaues Licht aus digitalen Quellen im Schlafraum zu verzichten. Lange Streaming-Sessions vor dem Schlafengehen sind für gesunden Schlaf kontraproduktiv, denn blaues Licht hemmt die Melatonin-Produktion. Trockene, überreizte Augen sind ein zuverlässiger Indikator für zu viel Bildschirmzeit und das beste Argument, immer mal wieder Digital-Detox-Phasen einzulegen.

Welche Auswirkungen hat Lärm auf die Wohngesundheit?

Ein weiterer Wohlfühlfaktor ist wirksamer Schallschutz. Wohngesundheit bedeutet auch, Ruheräume zu haben, Räume, in denen z. B. konzentriertes Arbeiten möglich ist. Schon ab 65 dB, der Lautstärke einer viel befahrenen Straße, sind langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu befürchten. Grundsätzlich sollte der gesundheitsverträgliche Lärmpegel innerhalb der Wohnräume nicht über 30 dB liegen. Allerdings: Liegt das Zuhause in einer eher verkehrsreichen Umgebung, ist so ein Optimalwert nur durch schallschützende Außenbauteile zu erzielen. Schwere Bauteile und mehrschalige Konstruktionen erreichen an den Außenwänden einen zufriedenstellenden Schallschutz.

Zentral für effektiven Schallschutz sind die Fenster. Gleichzeitig sind Fenster die neuralgischen Punkte im Lärmschutz. Je größer eine Fensterfront, desto ambitionierter ist der Schallschutz. Sich komplett gegen jedwedes Geräusch abzuschirmen, hieße, sich einzumauern und die Fenster permanent geschlossen zu halten. Dieses wiederum führt zu ungesunden raumklimatischen Verhältnissen. Daher ist das richtige Maß zu finden. Das Umweltbundesamt bietet zu dieser Thematik ein ausführliches PDF-Dokument zum kostenlosen Download an:  Wissenswertes über die Schalldämmung von Fenstern.

Ordnung und Sauberkeit tragen zur Wohngesundheit bei

Wie gesund unser Wohnen ist, hängt zu guter Letzt vor allem davon ab, in welchem Ambiente wir uns eigentlich wohlfühlen. Nicht immer ist es das, in dem wir leben. Die gute Nachricht: Das kann man ändern und es ist nicht zwingend vom Geldbeutel abhängig. Hier gibt es verschiedene Schulen, die zum Teil die Bestsellerlisten anführen. Ordnung und Sauberkeit gelten dabei als Leitprinzipien. Beispielhaft dafür mögen die Ratgeber von Marie Kondo stehen. Die Autorin zeigt u. a. in ihrem Bestseller „Die KonMari-Methode“ (2017), wie Sauberkeit und Ordnung zu mehr Zufriedenheit und damit zu mehr seelischer Gesundheit führen.  Und, dass das regelmäßige Aussortieren nicht genutzter Gegenstände Raum schafft, Raum für frische Ideen.

Aber was ist eigentlich Ordnung? Warum benötigen wir ein bestimmtes Maß an Ordnung, um uns wohlzufühlen? Ordnung besitzt neben allen manifesten Vorteilen, wie die Vermeidung detektivischer Suche nach einem bestimmten Gegenstand, immer auch eine beruhigende Wirkung. Es ist im Wortsinn „alles in Ordnung“. Wohn-Experten raten zu regelmäßigem Ausmisten und effizientem, möglichst verdecktem Stauraum, um ein chaotisches Erscheinungsbild zu vermeiden. Klinische Ordnung wiederum erinnert an aufgeräumte Hotelzimmer und lässt die Persönlichkeit seiner Bewohner verblassen. Die Seele sucht nach Balance, nicht nach Extremen. Da macht das Wohnen keine Ausnahme.

Haus und Wohnung richtig versichern und beruhigt wohnen

Wenn Sie Ihre Immobilie mit dem passenden Versicherungsschutz abgesichert haben, können Sie sich entspannt zurücklehnen – auch das trägt zur Gesundheit bei. Eine Hausrat- und eine Wohngebäudeversicherung gehören auf jeden Fall dazu.

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